Glenturret
Glenturret ist wohl die älteste noch aktive Brennerei Schottlands, bereits 1717 soll dort Whisky illegal hergestellt worden sein, offiziell wurde sie 1761 gegründet. Die ältesten noch genutzten Gebäude der Brennerei stammen von 1775. Ursprünglich trug das Schmuckstück in den Highlands den Namen „Hosh“, was vom gälischen Wort „cois“ stammt, übersetzt „Fuß“. Nahe der Brennerei verläuft der „The Hosh Circuit Walk“ und lädt zu Spaziergängen ein.
Auch die Whiskykrisen zogen nicht völlig spurlos an Glenturret vorbei, jedoch überstand sie diese schwierigen Zeiten immer wieder. Nur während des ersten Weltkrieges sowie. zwischen 1929 und 1959 stand die Produktion eine längere Zeit still. Bereits seit 1981 verfügt Glenturret über ein Besucherzentrum, lange als „The Famous Grouse Experience“ bekannt und eng verbunden mit der Herstellung des bekannten Blends.
Im Jahr 2019 kaufte das französische Glas- und Schmuckunternehmen Lalique die Brennerei, was auch die neu gestalteten und schweren Whiskyflaschen erklärt. Unter Lalique entwickelt sich Glenturret jetzt weg vom Blend und stärker hin zur Vermarktung des Single Malts.
Das Foto zeigt den Barvick Burn, welcher direkt neben der Brennerei verläuft und das notwendige Wasser zur Produktion liefert. Gespeist wird er aus dem nördlich liegendem Loch Turret. Glenturret arbeitet aktuell mit zwei Kupferbrennblasen.
Aktuelle Reviews
Glenturret 1987 - 2017, 29 Jahre, 55,2% alc. Signatory Vintage für das 70. Jubiläum von Velier. Ausbau: Bourbonfass (Hogshead) Nr. 370
Nase: Eine spannende Mischung aus Kiefernnadeln, süßer Vanille, hellen Fruchtaromen und Kräutern, sogar frisch geschälten Spargel kann ich riechen. Dazu kommen mit Staub bedeckte Holzmöbel, Sackleinen und Zitrusfrüchte. Richtig komplexer Glenturret.
Gaumen: Geht spannend weiter und liegt zwischen komplex und ein bisschen verrückt. Kerzenwachs und Jod, reife Äpfel, Vanillezucker, Walnussschale, Leder und elegante Hölzer, Pfeffer, Kunststoff, Kampfer und kalter Pfefferminztee.
Abgang: Eher mittellang, getrocknete Aprikosen, Aspirin, ein Hauch Grapefruit, Camembert.
Fazit: Ich liebe ihn, diese Komplexität. Die doch teilweise sehr speziellen Aromen sind ohne Fehler und genial in ein Gesamtkunstwerk eingebunden. Er könnte gerne noch etwas mehr Biss haben, aber sich so ein wahnsinnig guter Glenturret. 91/100 Punkte (2024)
Frühere Reviews - Originalabfüllungen
Glenturret Triple Wood, 44% alc. Originalabfüllung (Release 2021). Ausbau: Bourbonfässer sowie amerikanische und europäische Sherryfässer
Nase: Mild malzig und angenehmes Karamellaroma. Diese beiden Komponenten stehen erst einmal im Fokus, nur langsam finde ich die Fruchtaromen dahinter. Orangeat und Mandarine, zarter Duft von Limetten und Ananas. Abgerundet wird der Whisky noch durch frisch gesägtes Eichenholz und eine leichte Gewürzkomponente, hauptsächlich Nelken und Muskat. Das klingt jetzt sehr aromatisch, ist aber enorm harmonisch eingebunden und gar nicht so leicht zu finden.
Gaumen: Fruchtig und malzig, zudem eine bunte Tabakmischung. Einiges an Vanillefudge und Karamell, es folgen Lebkuchengewürze, Pfeffer und getrocknete Aprikosen, etwas Blutorange und Mirabelle. Insgesamt angenehm würzig.
Abgang: Kurz bis mittellang, führt seine Linie weiter. Pfeffer, Zimt und Muskat verweilen etwas länger.
Fazit: Keine Altersangabe, aber kein schlechter Whisky. Die Nase zeigt sich anfangs erstaunlich verschlossen, nach dem ersten Schluck zeigt dieser Glenturret dann seine Stärke. Ein wirklich guter Einstieg in die Core Range. 83/100 Punkte (2021)
Glenturret Triple Wood, 45% alc. Originalabfüllung (Release 2022). Ausbau: Bourbonfässer und Sherryfässer
Nase: Toffee, Karamell, Fudge - dahinter Süßkirschen und Orangenmarmelade, der Alkohol ist wunderbar eingebunden. Dazu kommen Pfirsichgelee und getrocknete Aprikosen, etwas kandierter Ingwer, Mandarinen und dunkle Butterkekse. Auch ein wenig Eiche kann ich finden, zudem Muskat. Alles in allem harmonisch abgestimmt.
Gaumen: Würziger als das 2021-Release. Malz, Kekse, dunkler Tortenboden, dazu Kakao, dünner Kaffee und Zimtschokolade. Dahinter wird die Muskatnuss der Nase stärker, auch Ingwer und Gewürznelken sind zu finden, scharfer Cayenne-Pfeffer lässt den Whisky dann trockener und leicht scharf wirken.
Abgang: Mittellang, hier nun wieder mehr im Einklang. Mandarinen, Orangenabrieb und Eichenholz, etwas Karamell und Nougat. Gewürznelken halten sich länger, dazu entfernt ein Hauch milder Senfsamen.
Fazit: In der Nase eine wahrlich schöne Komposition, ab dem Gaumen dann deutlich komplexer. Im Vergleich zum Vorjahr hat mir dieses Release mit seinem wilden Charakter besser gefallen. 84/100 Punkte (2022).
Glenturret 7 Jahre Peat Smoked, 44% alc. Originalabfüllung (Release 2022). Ausbau: Bourbonfässer (refill) und amerikanische Sherryfässer, sprich „American Oak Sherry seasoned“
Nase: Milder Torfrauch liegt über den fruchtigeren Aromen. Holzkohle, Orangenspalten und Zedernholz, etwas Latakia-Tabak und feuchter Waldboden. Dazu Mandeln und Marzipan, Kiefernnadeln, ein wenig Zuckerwatte ergänzt mit ihrer Süße.
Gaumen: Auch hier erst einmal Holzkohle und Torfrauch, dazu Aprikosenmarmelade, Grapefruit, Dosenmandarinen und süßes Gebäck. Ich schmecke Nougat und geräucherten Schinken neben zarten Pfefferaromen.
Abgang: Der Torfrauch ist zwar nicht sonderlich stark, hält aber lange an. Dazu Walnüsse, Mandeln, Milchkaffee und Zigarrenrauch, etwas Zimt und Pfeffer.
Fazit: Nur 7 Jahre jung und trotzdem schon überzeugend. Mir hat er wirklich gut gefallen. 86/100 Punkte (2022).
Glenturret 10 Jahre Peat Smoked, 50% alc. Originalabfüllung (Release 2021). Ausbau: Europäische und amerikanische Eichenholzfässer
Nase: Feuer und Rauch, ziemlich klar und deutlich. Lagerfeuer, Torfrauch und mariniertes Fleisch, dann direkt milde Zitrusfrüchte. Dahinter finde ich dann Karamell, feuchten Waldboden und Gräser, etwas Eukalyptus und Kellergeruch. Es geht zurück zum Lagerfeuer, dazu mischen sich dann maritime Aromen, Meersalz und Strandgut.
Abgang: Mittellang bis lang, die Betonung liegt auf abklingendem Torfrauch und schwarzem Pfeffer.
Fazit: Das hätte ich so nicht erwartet. Angenehme Komplexität ohne zu überfordern, der Torfrauch steht diesem Glenturret wirklich sehr gut zu Gesicht. Pluspunkte bekommt er für die erhöhte Trinkstärke, außerdem ist er weder gefärbt noch kühlgefiltert. Eine schöne Entwicklung. 85/100 Punkte (2021)
Glenturret 12 Jahre, 46% alc. Originalabfüllung (Release 2021). Ausbau: Europäische Eichenholzfässer
Nase: Ziemlich würzig im ersten Eindruck. Kiefernholz, Eiche, Zeder. Dazu Zigarrentabak und Eichenholzpolitur, Karamell und Kolanuss. Dahinter kämpfen sich so langsam fruchtigere Aromen hervor, darunter getrocknete Aprikosen und Orangen neben Malz und Zimtschokolade. Die Holzaromen dominieren klar.
Gaumen: Kräftig und komplex. Die Holzaromen sind sofort wieder da, dazu kommen verschiedene Kräuteraromen. Thymian, Eukalyptus, recht mentholisch. Dazu Blutorangen, Grapefruit und eine gute Portion Zimt. Danach finde ich Aromen von Gewürznelken und getrockneten Johannisbeeren, zum Ende hin Pfeffer und Ingwer.
Abgang: Sehr lang und würzig, einiges an Pfeffer, Zimt und Ingwer. Auch die Kräuteraromen sind weiterhin da, außerdem etwas Leder und viel Eiche.
Fazit: Ein Glenturret für Liebhaber kräftigerer Eichenholzaromen, schön würzig mit viel Sherryfass. Für seine 12 Jahre schön vielschichtig, für den fortgeschrittenen Whiskyliebhaber. 86/100 Punkte (2021)
Glenturret 12 Jahre, 46% alc. Originalabfüllung (Release 2022). Ausbau: Europäische und amerikanische Eichenholzfässer
Nase: Viel Holz, darunter frisch gesägte Eiche, abgekühlte Holzkohle, Nadelwald. Dazu kommen Rosinenbrötchen, Nussbrot, Zimtschnecken und getrocknete Aprikosen. Außerdem Orangen, Mirabellen und ein einzelnes Blatt Minze.
Gaumen: Erst die Zimtschnecken, dann die Rosinenbrötchen, würzig, fruchtig und süß, leicht trocken. Apfelmarmelade mit Zimt, Birnenkompott, Schoko-Rosinen. Dazu Karamell und dunkel geröstetes Weißbrot. Außerdem schwingt die ganze Zeit eine leicht herbe Kräuternote mit.
Abgang: Lang und würzig, noch mehr Zimt und einiges an Pfeffer, etwas frischer Ingwer. Dazu Menthol, Thymian und Eichenholz.
Fazit: Im Vergleich zur 2021er Abfüllung hat sich die Zusammensetzung der Fässer wohl geändert, das Batch kommt feiner und etwas ruhiger daher. 85/100 Punkte (2022)
Glenturret 15 Jahre, 55% alc. Originalabfüllung (Maiden Release 2020). Ausbau: Bourbonfässer (wiederbefüllt) und Sherryfässer (erstbefüllt)
Gaumen: Erdbeermarmelade trifft auf schwarze Johannisbeeren und viel Holz. Walnüsse mit Honig, bunter Pfeffer und Zimt. Die Eiche schlägt ganz schön zu, was dem Whisky aber gut tut. Meine Gedanken gehen immer wieder zurück zur Erdbeermarmelade, die hat es in sich.
Abgang: Lang bis sehr lang, gibt den Gaumen ganz gut wieder. Die Holzaromen werden zum Ende hin deutlich bitterer, der Whisky trockener. Die süßen Fruchtaromen verschwinden und zurück bleiben Eichenholz und verschiedene Gewürze.
Fazit: Aus meiner Sicht dominieren die Sherryaromen, insgesamt ein starker Glenturret mit viel Süße und Gewürzen. Eindrucksvoll. 87/100 Punkte (2021).
Frühere Reviews - Unabhängige Abfüllungen
Glenturret "A peated surprise", 45,8% alc. Abfüller: Hepburns Choice
Nase: Banane pur! Richtig reife und fruchtig süße Banane, lecker. Dahinter kommt dann der milde Torfrauch, zudem dunkle Butterkekse, Karamell und Äpfel. Auch Buttermais, Wellpappe und etwas Kunststoff mischen sich dazu.
Gaumen: Ähnelt der Nase, jedoch etwas rauchiger und intensiver, mehr Karamell, einiges an Pfeffer, Zimt und Chili. Klingt eigenartig, passt aber alles ins Bild.
Abgang: Mittellang, hinten raus einiges an Würze, Rauchsalz und Torf. Zudem angebranntes Karamell und wieder Assoziationen zur Wellpappe.
Fazit: Deutlich aromatischer als die vergleichbare Originalabfüllung. 85/100 Punkte (2015). Ich danke dem Importeur prowhisky für Probe und Foto!
Glenturret 1987 - 2014, 27 Jahre, 52,1% alc. Abfüller: Adelphi (Selection). Ausbau: Bourbonfass Nr. 398 (Refill Bourbon Cask)
Nase: Pfirsich und grüner Apfel, Gewürztraminer und vielleicht ein wenig Champagner. Weintrauben, Äpfel und ganz milde Orangen. Alles in allem ein sehr harmonischer Start. Mit ein wenig Zeit an der Luft kommen Honig und Pfeffer dazu, ein wenig Eichenholz, Karamell und ein Hauch von Anis und Minze.
Abgang: Mittellang, cremig süß und wird dann leicht trocken. Hier nimmt nun das Eichenholz auch ein wenig zu. Pfeffer, Ingwer und Salmiak.
Fazit: Das Fass war nicht mehr sehr aktiv, so hält sich das Eichenholz trotz der 27 Jahre ziemlich zurück. Alles in allem ein sehr harmonischer Glenturret, der nach meinem Geschmack aber gerne noch einmal zehn Jahre länger im Fass hätte bleiben dürfen. 85/100 Punkte (2021)
Glenturret 1989 - 2019, 30 Jahre, 43,2% alc. Abfüller: Signatory Vintage für Waldhaus am See, St. Moritz. Ausbau: Hogshead Nr. 229
Nase: Sehr ungewöhnlich. Hier kämpfen exotische Fruchtaromen mit ihrem Aufbewahrungsort, es riecht fruchtig süß und gleichzeitig muffig nach feuchter Pappe und alten Holzdielen. Mango, Ananas, Papaya und ein paar mürbe Äpfel. Dahinter kommen verschiedene Süßigkeiten, Weingummis, gelbe Gummibärchen, Kinderlakritze, abschließend fällt die leichte Kräuternote auf, eine Mischung aus Anis und Minze.
Gaumen: Süß und bitter, Grapefruit und englische Orangenmarmelade fallen mir da zuerst ein, dann Ananassirup. Es folgen sehr viel Holz, etwas Karamell sowie brauner Zucker. Die Bitterkeit begleitet mich weiter, nun kommen aber auch die schon bekannten Kräuter zurück, dazu ordentlich Lakritz und abschließend wieder muffige Aromen. Eine Mischung aus Zeitungspapier und leichtem Weichkäse.
Abgang: Sehr lang und süß. Die Bitterkeit ist zwar nicht mehr ganz so stark, hält aber eine gefühlte Ewigkeit an. Dazu alte Eichenholzmöbel, Bienenwachs und ein Hauch Menthol.
Fazit: Ziemlich überdrehter Glenturret, spaßig und gleichzeitig anstrengend. Die bittere Holzplanke im Mund muss ich jetzt nicht täglich haben, insgesamt ein echter Ausnahmewhisky. 86/100 Punkte (2022)
Glenturret 1990 - 2020, 30 Jahre, 45,8% alc. Abfüller: Sansibar Whisky. Ausbau: Sherryfass (Hogshead)
Nase: Oha, na mal schauen ob da noch viel Glenturret erkennbar ist, das Fass hat hier ordentlich zugeschlagen. Eine schöne Süße steigt aus dem Glas empor, Rosinen, Feigen, Rumkugeln und Zartbitterschokolade. Außerdem zarte Kirschmarmelade und Zigarrentabak, vielleicht etwas Bienenwachs. Mit etwas Abstand finde ich im Hintergrund alte Eichenholzmöbel.
Gaumen: Die Süße drängt sich auf, dazu kommen kräftige Kakaoaromen. Rosinen in Schokolade, Nougat, getrocknete Brombeeren, Maracuja. Dazu einiges an Gewürzen, der Glenturret kann sich dann doch nicht ganz hinter dem Fass verstecken. Zimt, Kurkuma und Muskat kommen mit einer ordentlich Portion leicht bitterer Eiche. Dahinter erscheinen dann Tabakrauch und etwas Pfeffer.
Abgang: Sehr lang, verlängert den Eindruck vom Gaumen. Die Süße zeigt sich noch einmal mit Sultaninen und getrockneten Canberries, weicht dann aber in den Hintergrund. Trockener Holzrauch, Kakaopulver und Zimt bleiben noch lange im Gedächtnis.
Fazit: Ein großartiger Glenturret, auch wenn er in der Nase gerne noch eine Spur komplexer hätte sein dürfen. Auf dem Gaumen entfaltet er sich dann vollends und hat mich nicht mehr losgelassen. Ich danke linus für diese Erfahrung. 89/100 Punkte (2022)
Glenturret 2002-2015, ca. 13 Jahre, 43% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (MacPhail's Collection) Ausbau: Sherryfässer (refill hogsheads)
Nase: Bienenwachs und Honig, dahinter etwas Holzpolitur, Rosinen und Apfelmus. Zudem ein Hauch von getrockneten Orangenscheiben und etwas Eichenholz.
Gaumen: Fruchtig, ölig und wieder mit dem Bienenwachs. Danach folgen englische Orangenmarmelade, Eichenholz, Anis und etwas weißer Pfeffer.
Abgang: Mittellang, noch einmal etwas würziger und pfeffriger als am Gaumen. Holzrauch bleibt im Gedächtnis.
Fazit: Ein sehr schöner Glenturret! 86/100 Punkte (2016)