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Brora

Brora wurde 1819 unter dem Namen Clynelish gegründet und trug den Namen bis 1967. Anschließend sollte ein Neubau die bisherige Brennerei ersetzen. Durch die gestiegene Nachfrage nach rauchigem Whisky für die Blend-Industrie entschied man sich jedoch für einen parallelen Betrieb beider Brennereien. Aus der alten Clynelish (A) wurde Brora, der Neubau erhielt den bisherigen Namen Clynelish (B). Somit handelt es sich bei Brora um die historische Clynelish-Brennerei. 1983 wurde die alte Brennerei dann im Rahmen der gravierenden Whiskykrise stillgelegt, im Mai 2021 erfolgte die Wiedereröffnung. 

Weniger schön ist der Hintergrund des Bauvorhabens 1819 gewesen, die Brennerei entstand aus politischen Gründen im Sinne der Land- und Gutsbesitzer. Gründer war daher auch niemand anderes als George Granville Levison-Gower, der spätere Duke of Sutherland. Es ging darum Kleinbauern und Schwarzbrennern mit einer legalen Brennerei die Lebensgrundlage zu entziehen, um sie und ihre Familien zur Umsiedlung auf minderwertigeres Land oder gleich nach Amerika zu zwingen. Stattdessen setzten die Gutsbesitzer nun auf riesige Schafsherden, welche die Wolle für die Webstühle liefern sollten.

Plan von 1820


Aktuelle Beiträge

Brora 1977 - 2001, 24 Jahre, 56,1% alc. Originalabfüllung (Rare Malts Selection). Ausbau: Keine Angabe

Hintergrundbild Whiskybase

Nase: Dezenter Rauch ist sofort spürbar. Lagerfeuer und Landluft, dazu Aspirin und ein alter Tafelschwamm mit Kreideresten. Irgendwie kommt mir Staub in den Sinn, dann eine Mischung aus feuchtem Papier und gut gehüteter Bibliothek. Aus diesen eher dreckigeren Aromen kristallisiert sich langsam eine gebäckartige Süße hervor, der Brora wird feiner, Vanille und Butterkuchen hängen in der Luft.

Gaumen: Und prompt ist das Gebäck im Ofen vergessen worden. Ruß und verbrannte Kohlen, Karamell und billige Zigaretten schieben mit einer Wucht jede Erinnerung an die Süße beiseite. Dazu bittere Kräuteraromen, getrocknete Gräser, Löwenzahn, Zitronenschale und Salz.

Abgang: Mittellang bis lang, rauchig, Lakritz, etwas Pfefferschärfe und trockener Tabakrauch.
Fazit: Komplex, spannend, nicht immer rund, aber ein wirklich erstklassiger Brora. 93/100 Punkte (2024).


Brora 1981 - 2005, 23 Jahre, 57,3% alc. Signatory Vintage. Ausbau: Sherrfass (Butt) Nr. 1559

Hintergrundbild Whisky Auctioneer

Nase: Dieser Brora startet mit mineralischem Rauch, Kreide, Kerzenwachs und Honig, dicht gefolgt von Orangenmarmelade. Dazu kommen Heidekraut und Weißwein, auch etwas Meersalz kann ich finden. Bei weitem nicht so wild und chaotisch wie andere Brora, eher zahm und harmonisch.

Gaumen: Ganz anders als in der Nase, kräftiger und würziger, auch der Rauch kommt stärker zum Vorschein. Roggenbrot, Malz, Bienenwachs, Traubengelee, Brioche und Hopfen.

Abgang: Lang, trocken und leicht salzig. Trockenes Eichenholz zieht sich leicht bitter in die Länge.

Fazit: Auch wieder kein schlechter Brora, aber weniger spannend als andere. 86/100 Punkte (2024)


Brora 1983 - 2005, 22 Jahre, 50% alc. Douglas Laing (Old Malt Cask). Ausbau: Sherryfass Nr. DL 1836

Hintergrundbild Whisky Auctioneer

Nase: Brombeeren in Fudge, Butterscotch, Toffee. Der Brora startet erstaunlich süß, Rauch ist kaum spürbar, jedoch zieht sich eine leicht säuerliche Schwefelnote durch den Hintergrund, anfangs dezent und dann zunehmend. Auch kommen getrocknete Orangen und Kiefernnadeln auf.

Gaumen: Tabak neben Pfirsich, Birne, Kieferharz und Tannengrün. Einiges an Leder, Sultaninen und auch eine leicht salzige Erdnusskomponente kommt auf. Dazu Mentholzigaretten und Schiesspulver.

Abgang: lang, trocken, bisschen als würde man auf einem Bleistift kauen. Dazu hat der Brora jetzt etwas von einem Räucherofen.

Fazit: Sherry und der Rauch von Brora ergeben desöfteren Schwefelaromen, welche sich auch hier zeigen. Ich mag das ja bekanntlich. 88/100 Punkte (2024)



Archiv

Brora 30 Jahre, abgefüllt 2004, 56,6% alc. Originalabfüllung

Foto: Finest Whisky

Nase: Kurios, Raubtierhaus im Zoo, salziges Brackwasser und dreckige Kartoffeln (gerade vom Feld geholt). Ergänzt durch eine sehr milde Torfrauchnote, die sich sehr harmonisch an die anderen Aromen anschmiegt. Zudem Bienenwachs, nasses Hundefell und irgendwie auch Bananenbrei - man ist der komplex. Immer wieder tauchen neue Assoziationen auf. Malz, Roggen, Bananenbrot, Schweröl und Lokschuppen. Alle einzelnen Bestandteile sind sehr harmonisch, nichts sticht irgendwie heraus.

Gaumen: Süß und cremig, leicht torfig und etwas dreckig. Mit Heidekraut, Sultaninen, Kochsalz und einer Spur Pfeffer. Zudem wieder leicht säuerlich, erinnert an Zitronensaft mit Eichenholz. 

Abgang: Sehr lang, Sommerobst und Beerenfrüchte in Torfrauch, kräftiges Eichenholz, ergänzt durch milden Pfeffer und bitteren Tabak. 

Fazit: Hammerteil, die Nase polarisiert und spaltet die Gemüter, ich finde diesen Brora großartig!  94/100 Punkte (2015) Ich danke Marcus Weber von Finest Whisky für das Foto


Brora 1971 - 2000, 29 Jahre, 50% alc.  Abfüller: Old Malt Cask (Douglas Laing)

Nase: Wahnsinnig komplex, mit tropischen Früchten (flambierte Ananas, Mangos) und sehr viel Malz. Zudem leicht torfig und rauchig, diese Aromen schmiegen sich jedoch harmonisch ins Gesamtbild. Dahinter kommen diverse Kräuter, Pfirsiche, Äpfel und Limetten, Paprika, etwas Pfeffer und Orangen, klingt komisch, riecht aber traumhaft. Es folgen noch mildes Eichenholz, etwas Zeder und diverse Nüsse, ergänzt von Ingwertee. 

Gaumen: Hier merkt man noch etwas vom Torfrauch, es kommen viele Röstaromen auf. Verbranntes Toast, Getreide, schwelendes Torffeuer, säuerlicher Süßwein und Rosinen. Der Ingwertee ist wieder da, dahinter Anis und Salmiak. 

Abgang: Lang, rauchig und malzig, zudem einiges an Nusskuchen und Schokolade, zudem wieder milde Eiche. 

Fazit: Sollte man für so einen seltenen Whisky mehr als 1.000 € ausgeben? Nein, nicht ohne ihn probiert zu haben. Kommt man jedoch zum gleichen Fazit wie ich, dann definitiv ja! 92/100 Punkte (2015)


Brora 1983 - 2001, 18 Jahre, 52,9% alc. Abfüller: Signatory Vintage (Silent Stills). Ausbau: Fass Nr. 40

Hintergrundbild Whiskybase

Nase: Richtig komplex, wo fange ich da an? Hier brennt auf jeden Fall eine Bienenwachskerze, die auf einem alten Eichenholztisch steht. Im Hintergrund Bücherstaub und weit entfernt ein Kohlenfeuer. Dazu kommen frisch geschälte Äpfel, reife Kiwi und Mirabellen. Zwischendurch kommt der Rauch mal ein wenig stärker durch, ordnet sich aber schnell wieder unter.

Gaumen: Cremig, viel Kerzenwachs und Frucht, dazu Honig. Der Torfrauch kommt nun deutlich kräftiger zum Vorschein als in der Nase. Malz, geröstetes Brot, karamellisierte Äpfel, Pfeffer und entfernt auch ein wenig Salzlake.

Abgang: Sehr lang, rauchig und würzig, dazu weiterhin eine schöne Fruchtkomponente. Noch mehr Salz, mineralische Aromen, Torfrauch, schwarzer Tee mit einem Schuss Zitrone und Honig.

Fazit: Schweig und nimm mein Geld. 91/100 Punkte (2024)



 
 
 
 
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